Du bist mein Leben

Du bist mein Leben

Du bist mein Leben

Maria Ganz

aus der Romanheftreihe „Lena – Schwester mit Herz“

Anna-Marie hat vor Kurzem die Wäscherei ihrer Eltern übernommen. Sie ist zuversichtlich, mit frischen Ideen und ihren beruflichen Erfahrungen in der Geschäftsleitung einer Londoner Wäscherei das kleine Familienunternehmen mit seinen fünf Mitarbeitern und seiner etwas verkrusteten Philosophie auf einen neuen Weg bringen zu können. Doch die alten Maschinen, die Abwanderung der Kunden und die plötzliche mysteriöse Erkrankung ihres Vaters bereiten ihr mehr Sorgen, als sie sich jemals vorstellen konnte.

Als sie sich dann auch noch in den Unternehmensberater Paul verliebt, der das Grundstück der Wäscherei für seinen Kunden haben möchte, ist das Chaos perfekt. Anna-Marie verfällt in Sturheit und Aktionismus und fürchtet, die Firma und damit ihre berufliche Existenz zu verlieren. Doch die Gemeindeschwester Lena, die sich um den kranken Vater kümmert, nimmt wie immer die Probleme in die Hand und hilft auch bei Herzensangelegenheiten.

Leseprobe

Anna-Marie stützte den Kopf in die Hände und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. „Alles, aber auch alles geht schief. Jetzt habe ich mich auch noch in einen Mann verliebt, ausgerechnet in einen, der mir meine Firma wegnehmen will.“

„Ist das der Berater, von dem Sie mir erzählt haben?“

„Stimmt, ich habe es Ihnen ja schon erzählt. Ja, das ist er. Aber als ich ihn kennengelernt habe, wusste ich nicht, wer er ist. Er hat mich mit Berechnung in sein Bett gelockt, weil er mich schneller zur Unterschrift bringen wollte. Und wo er das ganze Wissen über mich herhat, weiß ich auch nicht.“

Lena strich ihr über den Arm. „Sie sehen zu schwarz. Es ist zu viel passiert in den letzten Tagen. Sagen Sie mir, wer der Mann ist, und wenn Sie einverstanden sind, dann spreche ich mit ihm.“

„Das hilft doch alles nichts. Da geht es um das harte Geschäft.“ Anna-Marie sah sie traurig an.

Lena ging um den Schreibtisch herum und stemmte die Hände in die Hüften. „Ach was. Da warten wir erst mal ab. Wir geben nur auf, wenn wir wissen, dass es keinen Sinn macht. Wie heißt er und wo finde ich ihn?“

„Er wohnt im Hotel Plaza und heißt Paul Ackermann.“

„Prima, das ist ja nicht weit. Dann fahre ich schon mal hin“, antwortete Lena und verabschiedete sich.

Schnell stieg sie in ihr Auto. Das kleine Kreuz am Innenspiegel wackelte im Windzug hin und her. Lena sah ihm eine Weile zu und neigte schließlich den Kopf. „Herr, das können wir nicht zulassen. Das ist einfach nicht richtig, was da auf Anna-Marie einbricht. Wie soll ich das jetzt alleine auf die Reihe bringen? Hast du eine Idee? Ich fahre schon einmal los. Du bist doch dabei?“

Energisch startete sie ihren Wagen und fuhr zum Hotel Plaza. Vorsorglich parkte sie aber in der kleinen Seitenstraße. Schnell schloss sie das Auto ab und betrat das Hotel. An der Rezeption fragte sie nach Paul Ackermann. Der freundliche Mitarbeiter rief ihn auf seinem Zimmer an und sagte ihm, dass ihn jemand zu sprechen wünsche, und er stimmte zum Glück zu.

Wenige Minuten später saßen sich in der Lobby gegenüber.

„Was kann ich für Sie tun?“ Paul musterte die junge Frau und versuchte, sie einzuschätzen.

„Ich bin Lena, die Gemeindeschwester. Herr Tauber ist mein Patient, und damit kümmere ich mich auch um die Familie. Lassen Sie uns nicht um den heißen Brei herumreden, Herr Ackermann.“

Paul fühlte sich in die Enge getrieben. „Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen. Wir kennen uns doch gar nicht.“

Lena sah ihn ruhig an. „Anna-Marie ist sehr enttäuscht. Sie weiß nicht, was sie von diesem Abend halten soll. Aber das müssen Sie selbst mit sich ausmachen. Schlimmer ist es, dass Sie ihr die Firma wegnehmen wollen.“

Mitten im Gespräch trat eine junge Frau an den Tisch. „Hallo Paul, da bist du ja. Ich habe dich schon überall gesucht.“

„Hallo Irina, wir waren doch gar nicht verabredet. Ich bin gerade in einem Gespräch. Können wir nachher telefonieren?“

„Ganz kurz nur, Paul. Entschuldigen Sie bitte einen Moment.“ Irina nickte Lena zu, und Paul erhob sich sichtlich angefressen. „Paul, du musst dich jetzt ranhalten. Anna-Marie versucht gerade, ein neues Marketingkonzept anzustoßen. Sie hat jemanden eingestellt, und wir wollen das Grundstück auf der anderen Seite nicht. Also tu was. Ich bringe dir heute noch die Umsatzzahlen vom letzten Monat.“

„Wir telefonieren nachher. Du siehst doch, dass ich jetzt keine Zeit habe.“ Paul drehte sich von Irina weg und setzte sich wieder zu Lena.

Lena glaubte, nicht richtig gehört zu haben. „Wenn ich jetzt vorsichtig kombiniere, dann hat diese Frau Ihnen die Zahlen von Anna-Marie versprochen. Ist das vielleicht die Steuerberaterin der Familie Tauber?“

Paul fasste sich in die Haare und senkte den Kopf. „Ich kann dazu nichts sagen. Ich habe einen Auftrag für die Vergrößerung des Autohauses Wagner. Es gibt rechts und links Grundstücke, die passen würden. Entscheiden müssen aber die Inhaber. Und noch etwas ist mir wichtig: Ich habe nicht gewusst, wer Anna-Marie ist, erst recht nicht an diesem bewussten Abend. Würden Sie mich jetzt bitte entschuldigen?“

Lena erhob sich, gab ihm die Hand und verließ das Hotel.

E-Book – ISBN 978-3-740710606

 

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